DIE STERNWARTE

In Bayern, Landkreis Ansbach, befindet sich die von Andreas Hauf betriebene Sternwarte zur visuellen Beobachtung und Fotografie von astronomischen Objekten. Darüber hinaus soll Interessierten das Thema Astronomie nähergebracht werden. Der Bau der Sternwarte dauerte 5 Monate und wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Fotografisch soll sich dabei in Zukunft nicht nur auf relativ große, helle Objekte beschränkt werden, sondern - für Amateurastronomen - auch sehr schwer sichtbare Objekte wie Gravitationslinsen (Einsteinringe), Quasare und das Einsteinkreuz.

Aktuell verfügt die Sternwarte über zwei Teleskope. Als Hauptinstrument ein PlaneWave CDK14 f/7.2 mit 2563 mm Brennweite und als Widefield Astrograph ein lichtstarker Takahashi Epsilon 130D f/3.3 mit 430 mm Brennweite.

Für Besucher öffnet die Sternwarte ein- bis zweimal im Jahr die Türen.


DIE BAUPHASE

Ausheben der Fundamentgrube
Zeichnung des Fundaments
Betonieren der Fundamente
Einbau der Teleskopsäule
Planung der Kabel
Kabelverlegung
Auslegung der Säulenhöhe
Einblick in die nahezu fertige Sternwarte
Zeichnung des Dachrahmens

Der Bau der 14m² großen Sternwarte begann mit einer detaillierten Planung, dauerte 5 Monate und wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Der Standort befindet sich aufgrund der Lichtverschmutzung der Stadt ein paar Kilometer außerhalb von Ansbach, auf 420m ü. NHN. Die Himmelshelligkeit beträgt nach Bortle-Skala Klasse 4 (SQM-L Wert Ø 21,0 mag/arcsec²). So sind neben Schmalband-, auch relativ gut Breitbandaufnahmen möglich. Im Jahr 2021 wurde die Sternwarte unter anderem mit einem PlaneWave CDK14 modernisiert.

Es wurde sich bewusst für eine Rolldachhütte anstelle einer Kuppel entschieden, da sich dadurch Beobachtungsabende mit mehreren Personen unter freiem Himmel besser durchführen lassen. Dafür kann das Rolldach Richtung Osten sehr weit aufgeschoben werden, um die Sicht im geöffneten Zustand nicht zu behindern. Das 2,2 Tonnen schwere Fundament für die sandgefüllte Stahlsäule wurde von dem Fundament der Hütte getrennt erstellt, um die Übertragung von Vibrationen auf die Teleskope zu vermeiden. Gesteuert wird die Sternwarte über einen Rechner in der Sternwarte selbst, als auch remote über das Internet.


DAS EQUIPMENT

PlaneWave CDK14 f/7.2
PlaneWave CDK14 f/7.2
PlaneWave CDK14 f/7.2
ZWO ASI6200MM Pro
ZWO EFW 7x50,4mm Filterrad (L, R, G, B, Ha, OIII, SII)
Sensorvergleich ZWO ASI6200 vs ASI2600 vs ASI1600
Takahashi Epsilon 130D f/3.3
Omegon 9x1,25" Filterrad für Planeten (L, R, G, B, UV350, RG610, IR685, CH4)

In der Sternwarte stehen aktuell zwei Optiken zur Verfügung. Als Hauptinstrument ein PlaneWave CDK14 (Corrected Dall-Kirkham) mit 2563 mm Brennweite (f/7.2), das für kleinere DeepSky-Objekte und für die Planetenfotografie verwendet wird. Für größere DeepSky-Objekte wird ein hyperbolischer Flat-Field Astrograph (Takahashi Epsilon 130D) mit 430 mm Brennweite (f/3.3) benutzt. Beide sind auf einer 10 Micron GM 2000 HPS II Montierung befestigt, um eine präzise Nachführung zu gewährleisten.

Für die DeepSky Fotografie wird eine gekühlte ZWO ASI6200MM Pro Monochromkamera (Full-Frame Sensor mit 62MP) verwendet, mit der zusammen mit einem Filterrad LRGB Farb- oder Schmalbandaufnahmen (SII, Hα, OIII) erstellt werden.

Mit Hilfe der Schmalbandfilter (SII, Hα, OIII) können selbst schwache Emissionsnebel in lichtverschmutzter Umgebung fotografisch aufgenommen werden, da diese nur in den genannten Spektrallinien Licht emittieren. Um die Aufnahmen in der sog. Hubble-Palette farbig darzustellen, wird SII der rote, Hα der grüne und OIII der blaue Farbkanal zugewiesen.

Für die Planetenfotografie wird eine ZWO ASI290MM Monochromkamera mit diversen Filtern verwendet.

Filterübersicht

  • (L) Luminanz: Der UV/IR-Cut Filter dient zum Fokussieren und zur Aufnahme des Luminanzbildes. Blockt UV unterhalb 400 nm und IR oberhalb 680 nm. Unerlässlicher Filter bei der Verwendung von Farbkameras. Diese sind meist stark rotempfindlich, das ohne Filter zu einer unscharfen Abbildung führt.

  • (R) Rot: Bandpassfilter 580 – 690 nm

  • (G) Grün: Bandpassfilter 495 – 570 nm

  • (B) Blau: Bandpassfilter 385 – 510 nm

  • (C) Clear: Der Klarglasfilter dient nur zum Fokussieren

  • (SII) Sulfur II: Schmalbandfilter für die Spektrallinie des einfach ionisierten Schwefels bei 672 nm (dunkelrot)

  • (Hα) H-alpha: Schmalbandfilter für die hellste Spektrallinie des Wasserstoffs (Balmer-Serie) bei 656 nm (rot)

  • (OIII) Oxygen III: Schmalbandfilter für die Spektrallinien des zweifach ionisierten Sauerstoffs bei 496 nm und 501 nm (blau-grün)

  • UV-Pass-Filter (UV350): Bandpassfilter mit einer Zentralwellenlänge (ZWL) von 350 nm und einer Transmission von 80% (FWHM Bandbreite 60 nm). Ermöglicht bei einer UV empfindlichen Kamera die Wolkenstrukturen der Venusatmosphäre fotografisch festzuhalten.

  • Gelb Filter (≅W12): Gelber Langpass-Filter, der bei 495 nm öffnet. Kann für den Nachweis von Exoplaneten verwendet werden. Blockt den blauen Anteil des Lichts vollständig, um die atmosphärischen Auswirkungen auf die Messung zu verringern.

  • Rot Filter RG610 (≅W25): Roter Langpass-Filter, der bei 610 nm öffnet. Wird verwendet, um die atmosphärischen Details von Uranus und Neptun bei der Aufnahme hervorzuheben.

  • IR-Pass Filter (IR685): Der IR-Passfilter, der bei 685 nm im tiefroten Bereich des Lichtspektrums öffnet, findet Verwendung zur Minderung von atmosphärischen Seeing-Effekten bei der Erstellung von Luminanzaufnahmen vor allem beim Lucky Imaging (Sonne, Mond und Planeten). Das Seeing entsteht durch Turbulenzen in den Luftschichten. Dieser Effekt ist umso größer, je kürzer die beobachtete Wellenlänge ist. Folglich ist die langwellige IR-Strahlung nicht so stark betroffen, und die Aufnahmen werden dadurch schärfer und detailreicher. Ferner kann dieser Filter auch für Experimente bei der DeepSky Fotografie genutzt werden.

  • Methan-Filter (CH4): Bandpassfilter mit einer Zentralwellenlänge (ZWL) von 889 nm und einer Transmission von ≈80% (FWHM Bandbreite 8 nm). Die Gasplaneten Jupiter und Saturn besitzen einen vergleichsweisen hohen Anteil von Methan (CH4) in ihrer Atmosphäre. Dadurch reflektieren sie im Spektrum auf der CH4-Linie so gut wie kein Licht und es können neue Details durch den Filter sichtbar werden. Zusätzlich kann der CH4-Filter für experimentelle Aufnahmen von Venus und Merkur verwendet werden, um Seeing-Effekte zu minimieren.

Spektrale Analyse Baader Filter

Um die Qualität der Baader-Filter zu bestätigen, wurden diese mit einem Spektrometer des Herstellers Instrument Systems überprüft. Das Resultat ist sehr gut, da die Messergebnisse weitestgehend mit den Daten von Baader übereinstimmen. Der UV-Pass-Filter konnte nicht komplett analysiert werden, da der Messbereich des Spektrometers nach unten auf ca. 377 nm begrenzt ist. Nachfolgend das Diagramm mit den Messergebnissen:

Himmelshelligkeit

Die Himmelshelligkeit wird regelmäßig mit einem SQML-Meter der Firma Unihedron Richtung Zenit vor und nach 24 Uhr gemessen (die Straßenbeleuchtung wird nach 24 Uhr abgeschaltet). Die Messwerte nach 24 Uhr ergeben einen Mittelwert von 21,0 mag/arcsec² (nach Bortle-Skala Klasse 4) für den Standort der Sternwarte.